Informatik in der Schule - noch zeitgemäß?

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Polzi Informatik in der Schule - noch zeitgemäß?

Habt ihr euch mal damit beschäftig, was die Schüler im Informatik Unterricht heutzutage in der Schule denn so lernen?

Sagen wir es so... das ganze hat nicht wirklich einen Sinn, in der Form, wie es momentan unterrichtet wird.

Stimmt ihr mir zu? Oder habt ihr eine andere Meinung?
 
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eulerscheZahl

Ich hatte damals (letzter G9 Jahrgang in Bayern) noch Delphi. Ist nicht unbedingt die tollste Sprache und wir kamen auch nicht bis zur objektorientierten Programmierung, noch nicht mal bis zur prozeduralen, einfach alles in die main. Aber mein Interesse an der Informatik wurde so geweckt, ich habe mir dann eine Menge selbstständig angelesen.

Was die im Jahr nach mir gemacht haben (Robot Karol) fand ich ziemlich albern.
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Jan_Schneider

Ich habe 2012 Abitur gemacht und hatte davor 3 Jahre lang Informatik.
In der 10. Klasse haben wir HTML gemacht, in der 11. Klasse haben wir dann C "gelernt". (Wobei das eigentlich kein richtiges Lernen war; wir hatten wahrscheinlich so ziemlich den inkompetentesten Informatiklehrer, den man sich vorstellen kann; hätte ich mir das nicht selbstständig beigebracht, hätte ich wohl heute immer noch keinen blassen Schimmer von C...)
Die Klausuren bestanden größtenteils daraus, einen Programmcode, den wir bekommen haben, zu kommentieren, oder selbst auf dem Papier ein Programm aufzuschreiben.

Am Ende haben wir dann noch in kleinen Gruppen ein Spiel mit dem Gamestudio erstellt.

Ich muss also sagen: Der Informatikunterricht hat mir eigentlich fast nichts gebracht; das, was ich da in 3 Jahren gelernt habe, hätte ich auch in ein paar Wochen selbst erlernen können.
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Karlito

Meine wesentliche Kritik ist, dass es wie allgemein in der Schule zu wenig darum geht selbstständig Probleme zu lösen. Nichts anderes ist der Job eines Informatikers: Arbeite dich in ein Problem ein und Löse es. Es geht immer nur im das Bedienen von Programmen oder eher simple Probleme wie z.B. wie Bekomme ich einen virtuellen Robotoer von Punkt A nach Punkt B.... Keine Herausforderung, nichts Neues, kein Erfolgserlebnis. Nur reine Fleißarbeit.

@Jan_Schneider: In gewisser Weise hat dein Lehrer alles richtig gemacht. Du musstest dich selbstständig mit dem Stoff auseinandersetzen und hast das Problem gelöst. So läuft es in der Uni auch. Man muss neugierig sein und den vermittelten Stoff selbstständig ausprobieren, aufbereiten und lernen. Das ist eine kleine Sache, die mich hier am Forum ein wenig stört: viele kommen an und man merkt, dass sie den Stoff vorgekaut haben möchten. Eigeninitiative ist teilweise weniger bis gar nicht vorhanden. Das macht dann auch nicht so viel Spaß wie wenn jemand einfach nur an einem Teilproblem hängt und man ihm mit einem kleinen Stups oder auch mit einer Diskussion helfen kann. Teilweise fühle ich mich hier als Hausaufgabenlöser und bewundere mit welchem Fleiß, mit welcher Geduld und welcher Energie eulerschezahl hier Fragen beantwortet.

Im echten Leben sieht es so aus: Friss oder stirb. Du bekommst eine Aufgabe und musst diese lösen. Die Mentalität die ich oft erlebe ist, dass man überfordert ist, wenn google oder eine Ansprechperson nicht das Ergebnis liefert. Aber so sollte es doch nicht funktionieren und die Schule vermittelt das nicht, oder?

Weiterhin, was den Informatikunterricht angeht: Aus meiner Sicht gehören Word und Powerpoint nicht in den Informatikunterricht. Informatik ist Mathematik, algorithmisches Problemlösen und Abstraktion (vlt nicht Vollständig). Die Benutzung eines Programmes ist irrelevant und programmieren nur ein Mittel zum Zweck. Programmierung ist eine direkte Folge aus algorithmischer Problemlösung und Abstraktion. Wenn man algorithmisch Probleme lösen und abstrahieren kann, dann kann man auch programmieren. Die Sprache ist dabei nur ein kleiner Faktor, hat man die Grundkonzepte verstanden.

Zu meiner Zeit bestand Informatikunterricht noch zu einem nictht unerheblichen Teil aus Office-Programmen. Word gehört in den Deutschunterricht, genauso wie Powerpoint. Das ist der Zahn der Zeit und viele Lehrer können damit nicht umgehen, weil sie keine Lust haben sich damit auseinander zu setzen. Ein großer Mangel aus meiner Sicht.

Was aus meiner Sicht fehlt ist, dass der Spaß und der Nutzen an der Sache vermittelt wird. Greifbare Themen mit Erfolgserlebnis. Dabei das selbstständige Arbeiten (auch in Gruppen) um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Wie Teile ich das Problem und somit auch die Gruppenmitglieder auf, Welche Schnittstellen gibt es... Sicher für die Schule teilweise schwierig, aber mit geschickt ausgedachten Themen (Schüler können sich die Themen glaube auch teilweise gut selbst ausdenken) wäre der Informatikunterricht an der Schule aus meiner Sicht wesentlich reizvoller. Ich denke es fehlt viel Motivation seitens der Lehrer und somit werden auch die Schüler nicht motiviert. Es werden oft nur triviale Probleme behandelt und der Spaß geht verloren.

Hoffnungsschimmer: die alte Lehrergeneration stirbt langsam weg und die alten Gestalter der Lehrpläne auch (ich kenne einen und bin nicht begeistert). Früher oder später werden die "digital natives" übernehmen und einen besseren Informatikunterricht bieten. Bis dahin wünschte ich mir Mut von den Lehrern sich von Schülern etwas vormachen zu lasssen und die bereitschaft sich auf die neuen Themen einzulassen. Für viele Lehrer ist es problematisch, wenn ihnen Schüler etwas vormachen. Davon müssen viele weg kommen und so profitieren alle, da der Lehrer immernoch mit seiner Erfahrung punkten kann.

Allgemein wünsche ich mir eine Bessere und kreativere Schule. Seitdem ich an der Uni bin, habe ich gelernt, dass lernen richtig viel Spaß machen kann und auch völlig anders funktionieren kann als nur frontal. Eine gesunde Mischung tut hier sicher Not, aber wäre sicher auch von Vorteil.

So genug des lamentierens Augenzwinkern Ich hoffe auf eine Diskussion und gerne auch gegenteilige Meinungen.

Gruß,

Karlito
 
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Informatikstudent

Zitat:
Original von Karlito
Informatik ist Mathematik, algorithmisches Problemlösen und Abstraktion (vlt nicht Vollständig). Die Benutzung eines Programmes ist irrelevant und programmieren nur ein Mittel zum Zweck. Programmierung ist eine direkte Folge aus algorithmischer Problemlösung und Abstraktion. Wenn man algorithmisch Probleme lösen und abstrahieren kann, dann kann man auch programmieren.
Karlito



So sehe ich, das nicht. Denn dann wäre ein Mathematiker der bessere Informatiker, ist er aber nicht.
Programmieraufgaben: da von der Industrie (und auch von Mitarbeitern der Universität ...) oft eine mangelnde Programmiererfahrung mancher Studenten kritisiert wird, sollten Uni einen stärkeren Schwerpunkt auf solche Aufgaben legen. Es ist unerlässlich, sich selbständig Programmiererfahrung anzueignen! Der Studienplan an einer Uni besteht zu großen Teilen aus den theoretischen Grundlagen und Konzepten um _bessere_ Lösungen für praktische Probleme zu finden - aber ein Informatiker kann viele dieser Inhalte erst zu schätzen wissen, wenn es eben diesen Probleme in der Praxis schon begegnet sind. Fangt daher an, verschiedene kleine Dinge für Sie selbst zu programmieren - einen Taschenrechner, ein automatisches Backup ihrer Fotos, eine DVD-Verwaltung, ein Programm dass für Sie eine Information aus einer Webseite sucht, ein Spiel ... - und machen Sie dabei Fehler: in den Vorlesungen lernt man , dann lernen wie es besser (ggf. "richtig") geht!
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Polzi

Ich stimme Informatikstudent da gewissermaßen zu.

Zwar SIND Mathematiker meiner Erfahrung nach oftmals die besseren Informatiker. Aber nur dann, wenn sie sich auch praktisch intensiv mit der Programmierung beschäftigt haben. Und genau das lernt man nicht in der Schule und auch nicht an der Uni. Man muss es sich schon selber beibringen auf Basis der Grundlagen, die man in der Bildungsinstitution mit auf den Weg bekommt...
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123Informatiker

Zitat:
Original von Informatikstudent
So sehe ich, das nicht. Denn dann wäre ein Mathematiker der bessere Informatiker, ist er aber nicht.
Programmieraufgaben: da von der Industrie (und auch von Mitarbeitern der Universität ...) oft eine mangelnde Programmiererfahrung mancher Studenten kritisiert wird, sollten Uni einen stärkeren Schwerpunkt auf solche Aufgaben legen. Es ist unerlässlich, sich selbständig Programmiererfahrung anzueignen!



das ist ein guter Punkt. Bei Vorstellungsgesprächen mit Praktikanten fehlt heutzutage leider immer mehr auf (weiss ich von Kollegen), dass immer weniger als Hobby Informatik und/oder Programmierung oder spezielle Informatik Themen wie künstliche Intelligenz angegeben werden. Das ist sehr schade, studieren solche Leute nur aus Karrieregründen Informatik?

generell haben sich die Inhalte an vielen Unis zu mehr Praxis gewandelt. Aber es gibt immer noch Profs mit angestaubten Ideen, von wegen ein studierter Informatiker muss sowieso nicht programmieren können. Das sind häufig die typischen Wissenschaftler aus dem Elfenbeinturm, die von der Praxis nicht viel kennen. Allerdings wandelt sich aktuell der Trend eher davon ab.
Es gibt heute an vielen Unis durchaus auch Lehrstühle für Software Engineering, wo Studenten neben der Vorlesung auch richtige Projekte bearbeiten, wo nicht nur ein bisschen programmiert wird wie ein Programm was einen Suchalgorithmus implementiert, sondern richtige Projekte wie eine verteilte Software welche in Teams erstellt wird, von der Analyse Phase bis zum Go-Live inkl. Testing, Implementierung usw.
Gerade sowas ist unheimlich wichtig für den späteren Beruf. Theoretische Grundlagen, ganz klar ja, aber kombiniert mit der richtigen Portion Praxis. Generell finde ich, dass FHs da auch eine gute Arbeit leisten im Bereich Informatik. Die richtige Portion Theorie die man für die Praxis benötigt (und sogar darüber hinaus) lernt man dort auch, dafür aber ist sicher gestellt, dass man im Studium genügend Praxis lernt und an den meisten FHs auch mindestens ein Praxis Semester macht. Auch wird man dazu angehalten, seine Thesis in einem Unternehmen zu schreiben und Profs haben normalerweise auch mindestens 4 Jahre Erfahrung in der freien Wirtschaft.
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Polzi

Zitat:
Original von 123Informatiker
das ist ein guter Punkt. Bei Vorstellungsgesprächen mit Praktikanten fehlt heutzutage leider immer mehr auf (weiss ich von Kollegen), dass immer weniger als Hobby Informatik und/oder Programmierung oder spezielle Informatik Themen wie künstliche Intelligenz angegeben werden. Das ist sehr schade, studieren solche Leute nur aus Karrieregründen Informatik?


Da kenne ich genug Leute. Haben die bestmöglichen Noten in allen Vorlesungen. Aber wenn es mal darum geht, irgendwas zu programmieren bzw. etwas zu programmieren, das vielleicht nicht direkt in der Vorlesung behandelt wurde?

Fehlanzeige!

Zitat:
Original von 123Informatiker
Es gibt heute an vielen Unis durchaus auch Lehrstühle für Software Engineering, wo Studenten neben der Vorlesung auch richtige Projekte bearbeiten, wo nicht nur ein bisschen programmiert wird wie ein Programm was einen Suchalgorithmus implementiert, sondern richtige Projekte wie eine verteilte Software welche in Teams erstellt wird, von der Analyse Phase bis zum Go-Live inkl. Testing, Implementierung usw.


Yop... nur kenne ich das leider wieder nur so, dass es meistens sehr schwer ist, sich hier einen Platz in der Veranstaltung zu sichern. Weiß nicht, wie das an anderen Unis so ist.
 
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